Mensch und Maschine im Verbund
Der Holzbau strebt in Richtung Industrialisierung. Ein Blick in die Nagelplattenbinderbranche verdeutlicht diesen Trend: Wer bis zu 35 m lange Tragwerksbinder herstellen, auf Baustellen liefern und auf den Umfassungswänden von Gebäuden aller Art als Dachtragwerk errichten will, braucht zukunftsweisende Maschinentechnik und qualifiziertes Personal.
Neues Denken, neues Handeln
Für die Firma Krug in Stadtlauringen bei Schweinfurt in Bayern arbeitet Holzbauingenieurin Lena-Marie Hartmann. Im elterlichen Betrieb, der von Elke Krug-Hartmann und ihrem Ehemann Udo Hartmann geleitet wird, fungiert sie als Assistentin der Geschäftsleitung.
Dabei gilt ihre Aufmerksamkeit unter anderem der Weichenstellung in eine digitalisierte Zukunft: „Was im klassischen Holzbau bislang linear ablief, unterliegt zunehmend neuen Parametern und Regeln. Digitales Workflow-Management und intelligente Maschinentechnik sind im Holzbau angekommen und verändern nachhaltig die Betriebsabläufe im Büro und in der Halle. Ziel ist das Ausschalten potenzieller Fehlerquellen und das Sicherstellen optimaler Qualität.“, hebt sie hervor.
Bisher war und ist es vielfach so: Von der Bearbeitung einer Anfrage, dem Erstellen eines Angebots, der Auftragsannahme, der Entwurfsgestaltung nebst statischer Bemessung über die Materialdisposition bis hin zur Arbeitsvorbereitung und der eigentlichen Binderherstellung liefen bzw. laufen im handwerklichen Holzbau zahlreiche Prozessschritte nacheinander ab. Doch diese lineare Abfolge scheint zunehmend überholt. Offenbar bricht ein neues – digitales – Zeitalter der Gleichzeitigkeit an, in dem mehr und mehr parallel gearbeitet wird und man immer seltener auf den Arbeitsfortschritt und die Zuarbeit anderer warten muss.
Bild: M. Sc. Lena-Marie Hartmann, Assistenz der Geschäftsführung
Gleichzeitig statt nacheinander
Auf diesen neuen Arbeitsmodus muss die Dateninfrastruktur abgestimmt sein. Bei Krug, ein Mitgliedsunternehmen in der Gütegemeinschaft Nagelplattenprodukte e.V. (GIN) in Ostfildern, spricht man in diesem Zusammenhang vom „Internet of Things“. Darunter ist zu verstehen, dass alle Projektdaten digital verfügbar sind und mit jedem Endgerät sowie an jedem Arbeitsplatz in jedem Raum abgerufen werden können. Nicht die Mitarbeiterin sucht „ihren“ Schreibtisch auf; vielmehr folgen ihr die projektrelevanten Daten im Haus virtuell überall hin. Bei Besprechungen im Team oder Präsentationen vor Kundschaft bedarf es so nur eines Klicks, um den aktuellen Status aufzurufen.
Die neu geschaffene Dateninfrastruktur erleichtert die Kommunikation der Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen über aktuelle Holzbauprojekte. Gleichzeitig bewirkt die Komplett-Erneuerung der firmeninternen IT-Vernetzung, dass Daten vom kaufmännisch-verwaltenden Bereich an die Planung/statische Bemessung und von dort an die Produktion über definierte digitale Schnittstellen weitergegeben werden, was im Zuschnitt und bei der Herstellung unter anderem zu reduziertem Verschnitt und messbarer Prozessbeschleunigung führt.
Text: Achim Zielke M.A., Baufachjournalist (abp), Mannheim