Mit dem Richtspruch bittet man um Gottes Segen für das Haus und dankt gleichzeitig den am Bau beteiligten Personen. Außerdem hält man mit Richtfest und Richtspruch eine jahrhundertelange Tradition am Leben.
Hier findet der Zimmermann den passenden Richtspruch für das Richtfest.
Die Feierstunde hat geschlagen,
es ruhet die geübte Hand.
Nach harten, arbeitsreichen Tagen
grüßt stolz der Richtbaum nun ins Land.
Und stolz und froh ist jeder heute,
der tüchtig mit am Werk gebaut,
es waren wackre Handwerksleute,
die fest auf ihre Kunst vertraut.
Drum wünsche ich, so gut ich’s kann,
so kräftig wie ein Zimmermann,
mit stolz empor gehobenem Blick
dem neuen Hause recht viel Glück.
Nun ist das Glas wohl ausgeleert,
und weiter für mich nichts mehr wert,
drum werf’ ich es zum Boden nieder
zerschmettert braucht es keiner wieder,
doch Scherben bringen Glück und Segen
der Bauherrschaft auf allen Wegen.
Mit Fleiß von Morgen bis zur Nacht
ward unser schönes Werk vollbracht.
Es war mit uns des Herrgotts Segen,
daran stets alles ist gelegen.
Ihm wollen wir drum dies‘ Haus
und der darin geht ein und aus
für alle Zeiten jetzt empfehlen,
wird es nicht am Glücke fehlen.
Verhallet sind des Beiles Schläge,
verstummt ist die geschwätzige Säge:
drum preiset laut der Zimmermann
– so gut wie er es eben kann –
den herrlich schönen, stolzen Bau,
der sich erhebt zum Himmelsblau,
der unter unseres Meisters Hand
zu aller Freude hier erstand.
Nun müssen andre noch vollenden
den Bau, mit kunstgeübten Händen,
das Innere sorgsam schmücken aus,
dann wird‘s für wahr ein prächtig‘ Haus.
Mög Eintracht und Zufriedenheit
darinnen herrschen allezeit.
Mög‘ Lieb‘ und Freundschaft schwesterlich
am heim‘schen Herd begegnen sich.
Mög‘ Gott in diesem Hause sein! —
Darauf trink ich den Becher Wein.
Dem Bauherrn, seiner Familie
und allen Anwesenden
ein dreifaches Hoch! Hoch! Hoch!
Hochgeehrte Versammlung!
Ich bin mit Vergnügen
heraufgestiegen,
um den Gästen zu Ehren
ein Gläschen zu leeren.
Den Bauherrn und die lieben Seinen,
samt allen, die sich hier vereinen,
die Baukollegen und die Gäste,
begrüße ich zu diesem Feste.
Ein neues Haus hat sich erhoben.
Wer’s recht besieht, der muß es loben.
Nicht Fleiß noch Mühe ward gespart,
damit die Ehre sei gewahrt
der Maurer und der Zimmerleute
bei dieser Festversammlung heute.
Nun sind vorbei die heißen Stunden,
drum ward der schöne Kranz – gewunden
von funken Mädchenhänden – jetzt
dem hohen Giebel aufgesetzt.
Aus meiner Flasche schenk ich ein
ein feines Gläschen goldnen Wein.
Es soll dem Bauherrn extra gelten,
und ihm dabei mein Spruch vermelden.
daß ich ihm wünsche Glück und Frieden
und lange Lebenszeit hienieden,
sowie Gesundheit und Genuß
von allem, was er haben muß.
Mein zweites Glas gewidmet sei
den Gästen und wer noch dabei
sich vor dem Hause eingefunden,
um seine Freude zu bekunden.
Ich wünsche euch auf allen Wegen
für alle Zeit des Himmels Segen.
Ein drittes Glas will ich noch heben: —
Der Mann, der diesen Plan ersann,
und unser Meister. der ‘was kann,
sie sollen alle, alle leben!
Mein Spruch ist aus, die Flasche leer,
hier oben gibt‘s kein Gläschen mehr,
Drum wollen wir jetzt niedersteigen
und unten bei dem Festschmaus zeigen,
daß jeder von uns, Mann für Mann,
beim Essen und Trinken auch ‘was kann.
Juch – he!
Mit Gunst und Verlaub!
Hier steh‘ ich hoch auf dieses Hauses Zinne,
schwinden mir fast alle Sinne,
denn ob ich gleich schon oft hier stand,
so hat es doch, wie mir bekannt,
nie solche Volksmeng‘ hier gegeben,
da unten herrscht ein reges Leben.
Dem hochgeehrten Publikum,
auf das ich blicke rund herum,
sag ich gerührten Dank dafür,
daß es so zahlreich ist allhier.
So hört denn an ihr Herr‘n und Frau‘n,
was ich mit wahrem Gottvertrau‘n
zu Ihnen heute sprechen will,
und bitte, seien Sie recht still.
Ich möchte Ihnen jetzt erklären,
was ohne Zimmerleut‘ Sie wären.
Der Zimmermann verlangt Respekt,
er hat das Bauen ausgeheckt!
Und hätten Sie kein sicher Haus,
so säh‘ es schlimm mit Ihnen aus.
Sie würden an den kalten Tagen
das böse Wetter nicht ertragen;
der Regen, Hagel, Frost und Schnee
brächt‘ Ihnen wahrlich manches Weh.
Und selbst der Sonne heißer Brand
ist gar verderblich, wie bekannt.
Vergebens wäre alle Müh, —
der Zimmermann beschützet Sie.
Er ist der erste Stand im Staate,
nützt mehr, als mancher wohl im Rate;
ist auch der erste Stand gewesen.
Sie können‘s in der Bibel lesen.
Ja, Adam war ein Zimmermann,
wie man gar wohl beweisen kann,
auch Abraham hat zum Exempel
gezimmert einen großen Tempel.
Und Noah hat die Arche erbaut,
weil mit dem Zimmern er vertraut:
und diese Arche war gar schön:
In großen Bibeln könnt Ihr sehn,
daß sie drei Stockwerk hoch gewesen
und außerdem könnt ihr dort lesen,
daß Türen dran und viele Zimmer;
durch Fenster kam des Lichtes Schimmer.
Auch Moses sowie die Propheten
das Zimmerhandwerk nicht verschmähten.
Des Heilands Vater, wie Ihr wißt,
ein Zimmermann gewesen ist.
So könnte ich noch Tausend nennen,
die wir als große Leute kennen. —
Allein, ich glaub‘, es ist genug:
Wer zu viel spricht der ist nicht klug.
Drum will vorn Zimmermann ich schweigen
und unserm Herrgott Ehr‘ erzeigen,
wie sie dem größten Herrn gebührt,
und die uns selbst nur ziemt und ziert.
Dank sei dem Herrgott. Preis und Ehre,
der gnädig mein Gebet erhöre:
Beglücke dieses Haus,
wer drin geht ein und aus!
Den Bauherrn, seine Frau,
den Meister, der den Bau
geleitet und vollbracht,
nimm sie in deine Macht!
Jetzt, Bruder. schenke ein!
Ich trinke diesen Wein
auf‘s Wohl von groß und klein. —
Es lebe jeder Stand!
Es lebe das Vaterland!
Hoch! Hoch! Hoch!
Es geht bestimmt auch ohne Butter,
es geht auch ohne Schwiegermutter.
Es ginge ohne Schintoismus
und ohne Gicht und Rheumatismus.
Es ginge ohne Streit und Kriege
und die und jene kleine Fliege.
Es ginge ohne tausend Sachen.
die uns die Welt beschwerlich machen.
Nur ohne uns — da geht es nicht,
auch wenn das in die Nase sticht,
denn selbst beim allerkleinsten Haus
ist ohne uns der Zapfen aus.
Drum werden wir auch meist begehrt
und steigen stündlich hoch im Wert.
Der Bauherr weiß das sicher auch,
er kennet unsren Richtfestbrauch.
Drum spendet er jetzt scharfe Sachen,
die uns und ihm viel Freude machen!
Dann soll für ihn jahraus jahrein
Wohlstand und Glück im Hause sein!
Mit Gunst und Verlaub!
So wäre denn der Bau vollbracht
und, wie wir hoffen, gut gemacht.
Des Höchsten Gnade sei besungen,
durch die das Werk uns ist gelungen!
Wenn er nicht selber baut das Haus,
so richtet keine Müh‘ was aus.
Er muß uns ja zu allen Dingen,
damit sie uns nach Wunsch gelingen,
stets Segen, Hilf‘ und Rat
und Stärk‘ und Kraft zu jeder Tat.
Das haben wir auch jetzt erfahren,
indem er bei so viel Gefahren
uns immer gnädig hat beschützt,
und uns gegeben, was uns nützt:
Gesundheit, Munterkeit und Kräfte
zu diesem schwierigen Geschäfte.
Drum soll ihm heute von uns allen
ein froher, lauter Dank erschallen:
Lob Gottes töne himmelan
für das, was er an uns getan!
(Nachdem ein Lob- und Danklied gesungen ist:)
Herr Gott, Du Schöpfer dieser Welt,
der alles, was da lebt, erhält:
Schütz‘ diesen neuen Bau in Gnaden
vor Feuer und vor Wasserschaden,
vor Stürmen und vor Ungewittern,
die könnten seinen Grund erschüttern!
Beglück‘ mit Segen dieses Haus
und die da gehen ein und aus!
Und unserm Bauherrn magst du geben
ein langes und gesundes Leben,
auch seine Gattin mit bedenken,
und beiden brave Kinder schenken!
Mit mir, ich weiß, wünscht alle Ihr:
Glück walt im Hause für und für!
Schaut nur, wie sich heut alles freut!
Warum das? — Ja, wir sind soweit,
daß unser Haus — Ihr dürft uns loben —
schon seinen Dachstuhl hat erhoben,
so daß wir nach dem Brauch, dem alten,
jetzt können unser Richtfest halten.
Zum ersten schau‘n wir himmelwärts,
denn voller Dank klopft unser Herz,
weil unser Herrgott in der Tat
uns seine Hilf geliehen hat.
Nun möge sein Segen für alle Zeiten
dies Haus und seine Leut begleiten!
Die Maurer und die Zimmerleut,
die haben keine Müh gescheut.
Sie haben gehauen, gemessen, gericht‘,
bis alles hatte ein gutes Gesicht.
Drum will auf sie mein Glas ich heben:
Die Handwerksleute, sie wollen leben:
Hoch! Hoch! Hoch!
Allein, was wären bloß die Fäust‘,
hätt‘ vorher nicht geschafft der Geist!
Denn ohne Ziel und ohne Plan
die Hand nur Pfuschwerk machen kann.
Drum will das zweite Glas ich heben —
erst recht der Architekt soll leben:
Hoch! Hoch! Hoch!
Er war natürlich sehr vergnügt,
als er den Auftrag hat gekriegt.
Dann ließ er seinen Geist umspringen,
um uns‘re Fäust‘ in Schwung zu bringen.
Glück sei hinfort in diesem Haus!
Die Eintracht fliehe nie daraus:
Der Tod kehr nur ganz selten ein.
Der Storch, der soll hier Stammgast sein,
Denn Freud‘ und Glück bringt immerdar
in jedes Haus die Kinderschar.
Dem Bauherrn und seiner Frau daneben
ein dreifach Hoch! Sie sollen leben:
Hoch! Hoch! Hoch!
Mit Gunst und Verlaub!
Ein meisterlich Werk! – Zum Himmelsgewölk
ragt strebend empor des Dachstuhls Gebälk.
Fröhlich und heiter wie Festtagsgewänder
flattern am Firste des Richtbaumes Bänder.
Vollbracht und vollendet mit Meisterhand
grüßet der Neubau weit ins Land;
festlich eint uns zu Feier und Schmaus
heute das neuerstandene Haus.
Lob ist vor allem den fleißigen Händen,
Meistern, Gesellen, Lehrlingen zu spenden.
Können und Fleiß mit Wissen gepaart
schufen ein Haus nach Meisterart.
Segnend und gütig mög‘ alle Zeit
Gott behüten dies Heim vor Leid.
Frohsinn und Eintracht und Seelenfrieden
sei immer des Hauses Bewohnern beschieden.
Und jetzt nach altem Zimmermannsbrauch
erheb‘ ich das Glas und bitte auch,
daß alle zum Richtfest Versammelten hier
im Geiste und Wunsch einstimmen mit mir:
Unser verehrter Bauherr,
und alle Bauleute ringsumher,
durch deren emsiges Bemühen
der Bau so trefflich ist gediehen,
sie mögen leben:
Hoch! Hoch! Hoch!
Vernehmt den Spruch aus luftiger Höh‘,
allwo nach altem Brauch ich steh‘
und schaue kühn und froh umher,
als wenn ich selbst der Meister wär‘.
Denn hoch vom neuerbauten Haus
blick ich zur Schöpfung weit hinaus
und seh‘, wie alles herrlich steht
durch Gottes Güt‘ und Majestät.
Wie er das große Haus der Welt
in seinen Fugen zusammenhält, —
wer hat nicht seine Lust daran?
Wer spricht, er hab‘s ihm nachgetan?
Wohl rührt sich Meister und Gesell‘,
ein jeder schafft an seiner Stell‘,
doch bleiben wir hinter dem Meisterstück
der Gottesschöpfung weit zurück.
Und wenn unser Bau nicht vollkommen ist,
so schadet‘s nicht; denn kurze Frist
ist uns auf Erd‘ nur zugemessen, —.
wollen wir darob den Herrn vergessen?
Er schenkte uns ja den Verstand,
dazu auch die geschickte Hand.
Wir messen und hauen Stück für Stück
und fügen die Balken zum häuslichen Glück.
Schaut um Euch her nach Süd und Nord:
Ein jedes Land, ein jeder Ort,
der stolze Palast und das Heiligtum
verkünden des Zimmermanns Ruhm.
Der Turm, der in die Wolken steigt,
das Hüttlein, bescheiden zur Erde geneigt,
sie rufen: Uns richtet der Meister ein,
dem Großen groß, dem Kleinen klein.
Damit wir nun hören zu dieser Frist,
wie hier der Bau uns gelungen ist,
ob er gehörig lang und breit,
ob er auch trotze dem Zahn der Zeit,
ob sich die Regel daran bewährt,
kurz, ob er geworden, wie man‘s begehrt:
So frag ich den Bauherrn vor aller Welt,
ob ihm das neue Haus gefällt.
(Antwort des Bauherrn)
Wohl uns! Da uns der Bauherr lobt,
so ist das Werk genug erprobt,
und jeder Tadel in Wort und Blick
sinkt in sein eigenes Nichts zurück.
Wohl uns, gelungen ist unser Tun!
So können wir nun am Abend ruh’n,
uns freuen der vollbrachten Tat,
die Wissen und Fleiß geschaffen hat.
Nun höret noch vom erhöhten Ort
nach altem Brauch ein Segenswort, —
ich blick‘ in die weite Welt hinein
und schließ‘ mich selbst in den Wunsch mit ein:
Zuerst der Bauherr sei genannt,
mit dem uns dieser Bau verband:
Es steh‘ sein Haus in Gottes Schutz,
und biete den Gefahren Trutz!
Und wie sein Haus steht fest und schön,
so mög‘ hinfort sein Glück besteh‘n!
Der Freuden soll er viel genießen
bis an sein Ziel im ewigen Frieden.
(Sprecher trinkt)
Sodann sei unser auch gedacht,
die wir dies Werk hervorgebracht.
Gesell‘ und Meister lebe heut‘
und lang‘ in Fried‘ und Freudigkeit!
Wir wollen noch bauen manches Haus
und breiten Ruhm und Segen aus,
bis wir die ewige Heimat schau‘n,
wo wir auf andere Weise bau‘n!
(Trinkt das zweite Glas)
Und nun, was unterm Himmelszelt
ihr weite Erdkreis in sich hält, —
Gott segne sie, Mann, Weib und Kind,
und mach‘ sie froh und fromm gesinnt,
und nehme nach ihrem Erdenlauf
sie gnädig in seine Arme auf!
(Trinkt das dritte Glas)
Mit Gunst und Erlaubnis!
Gott grüß‘ euch alle, groß und klein,
die Ihr euch habt gefunden ein.
Frauen und Jungfrauen, zart und fein
auch Ihr sollet von mir gegrüßet sein.
Mein‘ ich die ein‘ und andre nicht,
so bin ich ein rechtschaffener Zimmerer nicht.
Hier steh ich nun nach altem Brauch
und freu‘ mich dieses Werkes auch,
schau kühn und froh umher,
als ob ich selbst der Meister wär.
Das neue Haus ist aufgericht,
gedeckt und ausgemauert ist‘s noch nicht,
noch können Regen und Sonnenschein
von überall herein.
Nun Maurer deckt’s und mauert’s aus.
der Segen Gottes ruh‘ im Haus.
Damit wir nun hören zu dieser Frist,
wie der Bau uns hier gelungen ist,
ob er gehörig lang und breit
und ob er auch trotze dem Zahn der Zeit,
ob sich die Regel darin bewährt,
kurz, ob er geworden wie man begehrt,
so frag ich den Bauherrn vor aller Welt,
ob ihm sein neuer Bau gefällt?
(Bauherr gibt seiner Zufriedenheit Ausdruck)
Wohlan, da uns der Bauherr lobt,
so sei dies Werk genug erprobt,
und jeder Tadel in Wort und Blick
sinkt in sein eigenes Nichts zurück,
und wir, die wir hier steh’n,
uns an dem Bau schon satt geseh’n.
genießen das Lob so mild und süß,
wie Adam und Eva im Paradies.
Nun Kamerad schenk mir vom Wein ein Glas voll ein.
So nehm ich nun nach alter Sitte
das volle Glas zur Hand und bitte
geziemend alle, die heute hier
versammelt sind zum Spruch mit mir,
zum lebehoch sich zu vereinen,
hoch lebe der Bauherr und die Seinen!
Hoch, Hoch. Hoch!!
Wie mundet der Wein,
Kamerad, schenk ein,
noch einmal sollst du mir einschenken,
es soll dem Wohl des Herrn Architekten gelten,
der mit Kunst und mit Bedacht
diesen Plan hat ausgedacht.
Er lebe hoch, hoch, hoch!
Das dritte Glas, sei unserem Meister gezollt,
der das geschafft, was er gewollt,
Er lebe hoch, hoch, hoch!
Nun trink‘ ich auf’s Wohl
der ehrbaren Maurer und Zimmerleut
von Nah und Fern, aus Weit und Breit,
weil sie mit Eifer, Lust und Kraft
so wacker an diesem Bau geschafft.
Sie leben hoch, hoch, hoch!
Ich will mich nun nicht weiter bedenken,
und dieses Glas hinuntersenken.
So wie es zerspringt in Scherben kurz und klein,
ziehe Glück und Zufriedenheit in dieses Haus ein.
Der Spruch ist aus,
hoch lebe das neuerbaute Haus!
Hochgeehrte Herren und Frauen,
liebe, werte Bürgersleute,
die Ihr diesen Bau zu schauen
heut hierher gekommen seid:
Hier mit diesem Saft der Reben
trink ich jetzt nach Handwerksbrauch:
Hoch soll unser Bauherr leben
und die Herrin lebe auch:
Hoch! Hoch! Hoch!
Ha, wie gut ist dies Getränk!
Bruder, schenk dir auch eins ein,
sei nicht schüchtern, sonder denke:
heute spart man nicht am Wein.
Nein, der Bauherr denket heute
unseres Dienst’s mit vielem Dank,
und wir dürfen merkt’s Ihr Leute
jetzt nicht sparen seinen Trank.
Bruder, reich ein zweites Glas,
noch mal muss die Stimm‘ ich heben:
Jeder beißt einmal ins Gras,
darum lasst sie heute leben,
die da Stein und Mörtel trugen
und die Mauern wohl gesetzt,
Balken schleppten, s‘ Dach aufschlugen,
dass der Schweiß die Stirn genetzt.
Jetzt muss ich ein Lob noch spenden
ihm, der diesen Plan gemacht,
dann will ich mein‘ Spruch beenden,
es lebe hoch die Bauherrschaft!
Mein Trunk sei diesem Haus geweiht,
es stehe fest in Ewigkeit!
Mit Gunst und Verlaub!
Hier steht gar herrlich anzuseh’n,
— der Bauherr wird es gern gesteh’n —
das neue Haus. stolz aufgericht‘.
Brav tat ein jeder seine Pflicht,
der an dem Bau mit tätig war,
man scheute Müh nicht noch Gefahr.
Auf starker Mauern festem Grund
das Dachgespärr blickt in die Rund
in seines Holzwerks voller Pracht, —
recht als ein Meisterwerk gemacht,
damit’s für lange Zeit zum Nutz
den Menschen biete sichern Schutz.
Gesegnet sei das neue Haus
und die da gehen ein und aus.
Den Bauherrn, seine Lieben,
mög‘ nie ein Leid betrüben:
Hoch!
(trinkt)
Und allen, die hier unten steh’n,
wünsch Glück ich viel und Wohlergeh’n:
Hoch!
(trinkt)
Der letzte Schluck. er gilt der Ehre
des Handwerks. dem ich angehöre:
Hoch!
(trinkt)
Du, Glas, zersplittere im Grund!
(wirft das Glas hinab)
Geweiht sei dieses Haus zur Stund!
Mit Gunst und Verlaub!
Vom Grunde bis zum Dache steht
das Haus nun fertig, wie ihr seht,
und jetzt zu unseres Festes Glanz
winkt frisch vom Dach hoch der Kranz.
Doch bevor meine Worte nun munter fließen
möchte ich allen erschienenen recht herzlich grüßen.
Froh schlägt das Herz, hell strahlt der Blick
denkt man an die Arbeit zurück,
die fleißig und geschickt bezwungen
so dass der Bau wohl recht wohl gelungen.
Ja bauen ist die schönste Kunst
und steht in aller Menschen Gunst.
Drum ehre man den alten Brauch
die Zimmerer und Mauerer auch.
Dies Haus soll Familie bergen
Ihnen Jahraus – Jahrein
Wohlstand und Glück beschieden sein.
Dem Bauherr gilt mein erstes Glas,
er halte bei der Arbeit maß,
dass stets in allen Dingen,
daraus nur gutes mag gelingen.
Das zweite Glas dem Mann gebührt,
der hier die Planung ausgeführt.
Nun ist das Glas wohl ausgeleert und
für mich nichts weiter wert,
so werfe ich es zu Boden nieder,
zerschmettert brauch es leiner Wieder.
Der Herrgott schütze dieses Haus
und alle die gehen ein und aus.
Pasteten. Austern, Trüffel. Sekt
und Kaviar und Küsse
sind Sachen, die man gerne schmeckt
als köstliche Genüsse.
Wenn man sie täglich zu sich nimmt.
vielleicht gar viertelstündlich.
dann hängen sie uns ganz bestimmt,
zum Hals heraus — ganz gründlich.
Ein Haus jedoch ist and‘rer Art.
ist sein Erwerb auch sauer,
an ihm die Freude bleibt gewahrt
und sein Besitz von Dauer.
Meist ist das Glück doch schal und leer
und immer recht vergänglich.
Dein Haus, — Dein Heim, — ja das ist mehr.
beglückt Dich lebenslänglich!
Seht her, wie unser Richtbaum prangt
am Bau, den wir vollendet.
Durch Gottes Gnad‘, ihm sei‘s gedankt.
ist prächtig nun der Bau beendet.
Ihr wißt, wie mancherlei Gefahr
den Zimmermann bedräuet,
drum lob‘ ich Gott. der mit uns war,
sein Schutz hat uns erfreuet.
Ihm sei‘s gedankt, daß ich so stolz
auf diesem Platz hier stehe,
zu preisen uns‘ren Baustoff Holz
von dieses Daches Höhe.
Mag er, der einst die Welt erschuf,
auch diesen Bau erhalten!
Er höre unsres Herzens Ruf:
Durch sein allmächtig Walten
bleib ferne von ihm Wasserflut,
des Sturmes schrecklich Toben:
Gott halte ab des Feuers Glut,
daß dankbar wir ihn loben.
Dem Herrn des Hauses schenke er
samt allen, die ihn lieben,
des reichsten Segens immer mehr;
nichts möge ihn betrüben.
Er lebe froh stets und gesund
mit aller Welt in Frieden,
denn ohne den, sagt Christi Mund,
haben wir die Höll‘ hienieden.
Damit nun alles recht gescheh‘
nach alter Handwerksart,
prangt unser Richtbaum in der Höh‘
am Firste gut verwahrt.
Mit ihm sei dieser Bau geweiht,
er bringe Lob und Ehre
uns, die wir ihn vollendet heut.
Viel Segen Gott beschere!
Das Zimmerhandwerk lebe hoch,
die Meister und Gesellen!
Denn immer braucht man Häuser doch,
und Bäume muß man fällen,
die dann der Zimmermann behaut,
daß sie fürs Ganze passen.
Kein Haus wird ohne ihn gebaut,
das muß man ihm wohl lassen.
Hoch leb‘ auch er, dem dieser Bau,
wie er da steht, gehöret,
mit ihm zugleich leb seine Frau
und was ihm Gott bescheret!
Er gehe froh stets ein und aus
und bleibe lange leben!
Doch soll er auch den Weiheschmaus
und Labetrunk uns geben.
Mein Hoch gilt jetzt dem Heimatland,
samt allen. die hier stehen;
Frohsinn und Eintracht Hand in Hand
vorn Herrgott wollen wir‘s erflehen.
Darauf trink ich jetzt diesen Wein,
dann fährt das Glas zum Grunde,
der Bauherr schenk‘ uns weiter ein
in froher Richtfestrunde!
Ein Wort an Sie, verehrte Herren und Damen
die ich als von dieses Hauses Höh’
von mir versammelt seh’,
Sie, die zu diesem Zweck zusammenkammen,
zu hören unser Dankgebet,
da dieses Haus nun fertig steht.
Vernehmen Sie, was ich diesem Hause wünsche
und stimmen Sie dem edlen Wunsche bei:
Des Hauses Pfeiler sei Gerechtigkeit
und seine Schutzwehr die Wohltätigkeit;
In seinem Inneren wohne Frömmigkeit,
als Quelle christlich froher Heiterkeit.
Dazu für seinen Bauherrn eingeweiht,
sei es ein Wohnsitz der Geselligkeit,
der Freude und Zufriedenheit.
Beim munteren Mahle, wenn die Pokale
gefüllt mit Wein im Kreis erklingen,
wenn muntere Gäste in heitrer Laune
den Reiz des Lebens, den Wert der Freundschaft,
der Liebe Wonne dann froh besingen,
dann werde auch der Leidenden gedacht
und der Armut reichliche Spende gebracht.
Wohl dem, der den Reichtum besitzt auf Erden,
ein Retter der leidenden Menschheit zu werden.
Durch Taten der Liebe wird’ ihm schon hinieden
des himmlischen Beifall zum Lohne beschieden.
Das sei des edlen Menschen bestreben,
darum soll vor allem recht lange in Segen
unser Bauherr mit seiner Familie leben.
Hoch! Hoch! Hoch!
Zu leben im heiterem Frieden,
sei Ihm und dem Seinigen beschieden,
ihnen werde hinieden ein bleibendes Heil
durch Liebe und Freundlichkeit zuteil.
Zu diesem Friedensbund
da steht ein Haus auf festem Grund,
doch hat ein jedes Haus
klein oder groß, Hütt’ oder Schloß,
alt oder neu, sein Kreuz dabei.
Und wird auch diesem Bau auf Erden
früh oder spät sein Kreuzchen werden,
ein froher, frommer Sinn
zieht auch daraus Gewinn
und weiß, den Vater im Himmel dort oben
auch für die Stunde der Prüfung zu loben.
Dies Glas, es soll den Männern gelten,
die sich dem Bauherrn aller Welten
als fleißige Schüler anvertrauen.
Sie, deren Kunst dies Haus gebaut,
der Baukunst edle Meister sollen leben.
Ein feurig hoch aus freier Brust,
mit heitrer Lust
und Jugendkraft,
zu ehren die edle Meisterschaft,
soll jubelnd durch die Lüft schweben.
Hoch! Hoch! Hoch!
Mein zweites Glas gilt meinen Kollegen,
Gehilfen und Lehrlingen allerwegen!
Es schlägt das Herz im freudigem Wallen
euch edlen Gesellen der Baukunst allen.
Ihr seid’s, die des Tages Last getragen,
laßt euch mit dem redlichen Dank nun sagen
was des Baukunst Genius sinnig erdacht,
hat der Fleiß eurer Hände zustande gebracht.
Ein Lebehoch auf lustigen Wellen
Steig auf für Zimmer- und Maurergesellen.
Hoch! Hoch! Hoch!
Mit Gunst und Verlaub!
Alle eint nach Müh und Plage
Richtfestfreud‘ an diesem Tage,
und vom luftig-hohen Ort
führt der Zimmermann das Wort.
Er weiht den Neubau zünftig ein,
legt seinen Segen stolz hinein.
Ein glücklich Heim soll hier entstehen,
wo heut die bunten Wimpel wehen
zum Zeichen unserer Freude,
daß wohlgeraten das Gebäude.
Für alle Arbeit, allen Fleiß,
lohnt heute der Vollendung Preis.
Wir zogen hier die Balken ein,
sie tragen gut im neuen Heim.
Wer Holz und Waldgeist liebt und ehrt,
dem sitzt Behaglichkeit am Herd;
in warmen und in kalten Tagen
wird ihn das Zipperlein nicht plagen.
Und kommt nun gar ein Jägersmann,
gar wohl vertraut mit Busch und Tann,
der frisch und unverdrossen
schon manchen Bock geschossen,
so muß – soll’s ihm behaglich sein –
die Jägereck ins neue Heim!
Nun mögen mit geschickten Händen
es andre Künstler noch vollenden,
das Innere fein schmücken aus,
dann wird’s bestimmt ein prächtig Haus,
und mancher Freund beim Gläsle Wein
wird voller Lob darüber sein!
Ich bring heut auf des Handwerks Schar
voll Freuden meinen Glückwunsch dar,
und bin als Zimmermann drauf stolz,
daß manches hier auch noch aus Holz.
Der Holzgeist mög‘ bei ihren Taten
die Bauherrn immer so beraten!
Doch reicht mir jetzt den edlen Wein,
das Haus weih‘ ich euch zünftig ein:
Gesundheit, Glück auf allen Wegen,
in Frohsinn ein behaglich Leben
dem Bauherrn soll beschieden sein
und seinem Stamm ein gut‘ Gedeih’n!
Der Herrgott mag den Spruch vollenden
und diesem Haus den Segen spenden,
es möge viele Jahre stehen
und Kind und Enkel glücklich sehen!
Mit Gunst und Verlaub!
Vollbracht ist das Werk der schaffenden Hände,
wohnlich und wärmend die schützenden Wände
gezimmert; vom Firste stolz des Richtbaumes Zier:
Herrgott, wir danken von Herzen dir
und bitten, du wollest bewahren
vor aller Not, vor allen Gefahren
dies Haus! Und Friede soll walten
über denen, die darinnen schalten!
Wohlige Wärme in kalten Tagen
spende das Heim in trautem Behagen,
und in des Sommers erdrückender Schwüle
biete das Haus erquickende Kühle!
Noch liegt des Holzes würziger Duft
wie ein Gruß vom Walde hier in der Luft:
So herb und so frisch, so edel und rein
mög‘ fortan die Seele des Hauses sein!
Dem Bauherrn wünsche ich nun Glück,
dem Meister auch zum Meisterstück.
Wer mithalf hier in emsigem Streben,
Gesell‘ und Lehrling sollen leben!
Dann aber widme ich mit Stolz
ein Hoch dem edlen Baustoff Holz
Holz – Holz – Holz her!
Gerichtet steht nunmehr das Haus
vom Sockel bis zum First hinaus,
zu dem die Maurer mit Bedacht
ein gutes Fundament gemacht.
Verbunden und verzapft genau
nach Vorschrift ist der ganze Bau.
Und obendrauf das Dachgerüst,
das gleichfalls gut gesichert ist.
Nichts fehlt! So haben wir denn jetzt
dem Bau die Krone aufgesetzt,
dies Ehrenzeichen, das beweist,
daß auch das Werk den Meister preist.
Dank sei dem Herrn, der ihm gebührt,
durch den wir diesen Bau vollführt,
der uns ein treuer Helfer war,
uns gnädig schützte vor Gefahr.
Er wende ab, wenn es bedroht,
den Wetterstrahl, die Feuersnot;
das Unglück bleibe von ihm fem,
auch lasse er des Hauses Herrn
und die hier gehen aus und ein,
stets seiner Gnade sich erfreu’n.
Dem Bauherrn Segen und viel Glück!
Nie treffe ihn ein Mißgeschick!
Er lebe hoch mit Frau und Kind
nebst allen, die verwandt ihm sind!
Hoch! Hoch! Hoch!
Hoch lebe auch, wer immerdar
an diesem Bau beschäftigt war!
Ein Lebehoch, nach Sitt‘ und Brauch,
dem ganzen Zimmerhandwerk auch!
Hoch! Hoch! Hoch!
Vom Grunde bis zum Firste steht
das neue Haus nun, wie ihr seht.
Der Maurer wie der Zimmermann
mit Stolz es drum betrachten kann.
Im rechten Winkel und im Lot
steht Mauer, Balken, Wand und Schlot.
Und selbst das Dach ist so gefügt,
daß es dem Schönheitssinn genügt.
Verbunden und verzapft ist auch
das Dachgebälk nach Handwerksbrauch.
Und darum wird dem Dache jetzt
der Kranz als Krone aufgesetzt.
Der Herrgott soll das Haus beschützen
vor Wassernöten, Sturm und Blitzen
und was ihm sonst noch schaden kann.
So wünsch ich es als Zimmermann.
Dem Bauherrn werde Glück und Heil
mit Frau und Kindern stets zuteil.
Gesundheit, Heiterkeit und Frieden
sei ihnen immerdar beschieden.
Dem Meister, der den Bau geleitet
und alles dazu vorbereitet,
der uns beschäftigt und ernährt,
sei unser zweites Glas geleert:
Hoch lebe jeder Baugeselle,
der tätig war an dieser Stelle
mit Meißel, Beil und Winkelmaß,
ihm gilt mein Spruch und dieses Glas.
Es leben ferner, die den Kranz
gewunden zu des Richtfests Glanz
und ihn mit buntem Band geziert,
wofür auch ihnen Dank gebührt.
Zuletzt sei derer noch gedacht,
die sich zum Feste aufgemacht,
um zu bewundern und zu sehen,
wie prächtig hier der Bau tut stehen.
Mit Gunst und Verlaub!
Auf stolzer Bergeshöh‘ erstand
von meisterlich geübter Hand
der Bau, drauf jetzt die Tanne sprießt
und festlich mit den Wimpeln grüßt.
Ich schau ins weite Land hinein:
Wie schön muß hier zu wohnen sein,
wenn man die große, schöne Stadt
zu seinen Füßen liegen hat.
Drum nehme ich mein Glas zur Hand
und ruf‘ es laut hinaus ins Land:
Dem Bauherrn blühe jederzeit
hier Wohlstand und Zufriedenheit!
Ein Hoch dem Künstler auch sodann,
der zu dem Werk entwarf den Plan!
Gesell und Lehrling sollen leben
und alle Meister auch daneben!
Zuletzt jedoch – und das mit Stolz –
ein zünftig Hoch auf unser Holz:
Holz! Holz! Holz her!
Mit Gunst und Verlaub!
Auf denn, meine lieben Leute,
eilt zum frohen Fest heran,
sehet nun allhier, was heute
Menschenkraft vollbringen kann!
Von dem Grundstein bis zur Spitze
stehet da ein fester Bau,
strebt bis zu der Wolken Sitze,
leuchtet in des Himmels Blau.
Was der Zimmermann vollendet,
was der Steinmetz leisten kann,
was jedwede Kraft gespendet,
sieht man gem und freundlich an.
Armen, schwachen Menschenkindern
soll dies eine Zuflucht sein,
Ihren Gram darin zu lindern,
ihre Fehler zu bereu’n.
Dankt dem guten Vater alle,
der Euch gnädig schützt und hält,
preiset Ihn mit lautem Schalle,
Ihn, den Meister aller Welt.
Hell aus vollem Herzen töne
unser Dank Ihm fort und fort.
Reiches Glück und Segen kröne
reinen, frommen Glaubens Hort!
Dank den Männern, die mit Liebe
sich des Werkes nahmen an,
die aus gutem, edlem Triebe
so viel Löbliches getan!
Und du, christliche Gemeinde,
stimm in meinen Spruch mit ein:
Wer sich zu dem Bau vereinte,
soll heut hoch gepriesen sein!
Gutes soll Euch nur begegnen,
Freude werde Euch nur kund!
Enkel mögen einst noch segnen
Euren schon geschloß’nen Bund!
Guter Wille leistet vieles,
und wo Kraft sich mit ihm eint,
freuet man sich bald des Zieles,
das so weit und schwer erscheint.
Wer dem Gotteshaus sein Leben
ohne Murren freudig weiht,
hält sich jedem guten Streben
gern und willig auch bereit.
Drum: Ein Hoch den Männern allen,
die so Tüchtiges getan!
Mögen sie in Frieden wallen
ihre Erdenpilgerbahn!
Hoch! Hoch! Hoch!
Wohlan, der Zimmerspruch geschieht!
Ihr alle, die mein Auge sieht
und die ich jetzt soll unterhalten,
seid mir gegrüßt, ihr Jung‘ und Alten!
Bei diesem schön gezierten Strauß
ruf ich mit lauter Stimme aus:
Gott Lob und Dank,
das Haus ist fertig
und nur des Segens noch gewärtig!
Ach nein –, wie leicht man sich verspricht! –
ganz fertig ist das Haus noch nicht.
Ich wollte nur vor Freude sagen:
Gott Lob und Dank, ’s ist aufgeschlagen!
Bis es der Maurer jetzt verschmiert,
der Schreiner dielt, der Glaser ziert,
der Schlosser endlich wird beschließen,
wird manche Woche noch verfließen.
Doch nur Geduld, es kommt die Zeit,
wo endlich diese Handwerksleut
den Bauplatz einmal ganz verlassen
und ihn dem Bauherrn überlassen.
Wie froh und dankbar wird er sein,
wenn er mit Frau und Kinderlein,
die ihm der liebe Gott verliehen,
kann in die neue Wohnung ziehen,
um allen, deren Männerkraft
dies neue Haus hat hergeschafft,
auch seinerseits Dank zu erweisen
mit frischem Trunk und guten Speisen.
Denn – nach der Arbeit das Vergnügen.
Wer Durst hat, trinkt mit vollen Zügen.
Für Durstige gibt’s ein Faß Bier.
Doch ich, ich danke schön dafür.
Wein ist der Trunk der Zimmerleute,
und guter Wein –, besonders heute!
Ich riech‘ es schon an dieser Probe:
Hebt hoch das Glas, und jeder lobe,
was unser wackrer Handwerksstand
geschickt zu bauen hier verstand.
Nicht wahr, das sieht ganz anders aus,
wenn ihr betrachtet dieses Haus,
als die Baracke, die mit Schanden
noch vor zwölf Wochen hier gestanden.
Ein zweites Glas mit Rebensaft
trink ich auf unsere Bürgerschaft.
Das dritte sei der Obrigkeit
entsprechend mit Respekt geweiht.
Nun ist mein Giebelspruch vollbracht,
hier oben wird jetzt Schluß gemacht.
Doch darum ist das Fest nicht aus:
Der Bauherr lädt zum Richtfestschmaus!
Drum laßt mich dankend sagen noch:
Der gute Bauherr lebe hoch!
Ihr seht hier einen neuen Schild,
gebt mir ein Glas mit Wein gefüllt:
Damit sei unser Wirt geehrt,
sein Weib, die Kinder und Verwandten, –
und jedem Gast, der hier verkehrt,
werd‘ stets ein guter Trunk beschert!
Mit diesem Wunsche trink ich aus:
Setzt an, ihr Herren Musikanten,
und ruft mit Meister und Bekannten:
Es lebe hoch das ganze Haus!
Hoch! Hoch! Hoch!
Vollendet sei nun dieser Bau, drum sei auch Gott gepriesen,
für alle Güte die er uns hat gnädig erwiesen.
Die Feierstunde hat geschlagen, es ruhet die geübte Hand,
nach harten arbeitsreichen Tagen grüsst nun der Richtbaum stolz ins Land.
Auf starken Mauern festen Grund
das Dachgespärr blickt in die Rund´,
in seines Kunstwerks voller Pracht,
recht als ein Meisterwerk gemacht,
damit es lange Zeit zum Nutz´,
den Menschen bringe sicheren Schutz.
Mit unvergleichlichem Geschick,
natürlich auch mit etwas Glück
ist hier ein Werk geschaffen worden,
wie man´s nicht findet aller Orten.
So ist nun auch der (Marktname/-bezeichnung) gebaut,
dass jeder seine Lust dran schaut.
Bald wird hier reges Leben sein,
die Kundschaft gehet aus und ein,
und in den markt wird gebracht –
dass uns das Herz im Leibe lacht –
die Ware die ein jeder mag
zu reicher Auswahl Tag für Tag.
Nun höret noch von diesem Ort
nach altem Brauch ein Segenswort.
Zuerst der Bauherr, (Bauherr) sei jetzt genannt,
für den das Bauwerk hier entstand.
Wir fühlen uns mit ihm verbunden
in guten und in miesen Stunden.
Ihn schütz´ der Herrgott jederzeit
vor Ungemach und herbem Leid.
Drauf will mein erstes Glas ich heben,
die Bauherrschaft soll hoch leben.
Hoch – Hoch – Hoch – Prost!
Den (Architekten) gilt das Lob sodann,
die zu dem Bau gemacht haben den Plan.
Sie haben mit Kunst und mit Bedacht
ein schönes Werk zustandgebracht.
Drauf will mein zweites Glas ich heben,
der Architekt mit seinen Mitarbeitern soll hoch leben!
Hoch – Hoch – Hoch – Prost!
Dem (Maurer) sei sodann gedacht,
das Mauerwerk ist recht gemacht,
die Fundamente stehen gut,
drauf sicher dieser Dachstuhl ruht.
Die Zimmrerkunst laßt mich jetzt grüßen
sie hat auch hier der Welt bewiesen:
Wo Wissen sich mit Können paart,
entsteht ein Werk nach Meisterart.
Wer so versteht ein Dach zu bauen,
dem kann man sich getrost vertrauen.
Doch wenn der (Zimmerer/Dachhersteller) nicht wär,
wo käm ein solcher Dachstuhl her.
Wir Zimmerleut´wir sind halt Leut´,
ein dreifach Hoch dem Handwerk heut´.
Hoch – Hoch – Hoch – Prost!
Besonderer Dank der (Stadt/Ort) gebührt:
Sie hat den Markt hier aufgeführt,
sie gab dem Handwerk Arbeit, Brot,
und half damit aus mancher Not;
und nicht allein dem Handwerksstand,
sie diente so zugleich dem Land!
Drum soll der Herrgott ihr verleihn
Wachstum, Blühen und Gedeihn!
Euch allen die da unten steh´n,
wünsch´ich viel Glück und wohlergeh´n.
Nun Glas zerschmettere im Grunde,
geweiht sei dieser Bau zur Stunde.
Gott schuf das Holz, mal hart mal weich,
Doch eins, sprach er, ist immer gleich,
es wird nie rasten und nie ruh’n,
wird arbeiten wird stets was tun.
Und so gab er dem Holz die Zellen,
Jetzt konnt es schwinden und auch quellen.
Doch als es schwand, wurd’s plötzlich klar,
da war ein Stück,wo nichts mehr war.
Und da sprach unser Herr, der Kluge
Mein liebes Holz, das ist die Fuge –
Trag‘ sie mit Achtung und mit Stolz,
an ihr erkennt man dich als Holz,
auch Fugen sind ein Stück Natur,
begreif es Mensch, – sei nicht so stur!